Donnerstag, 9. Dezember 2010

Thanksgiving

Letztes Wochenende war Thanksgiving, eine typisch-amerikanische Tradition, das dem Erntedankfest bei uns zu Hause gleich kommt. Unser ursprüngliches Vorhaben über das verlängerte Wochenende nach Washington zu fahren wurde durch das schlechte Wetter zunichte gemacht. Der Weg von Billings nach Washington führt über einige Bergpässe, die bei starkem Schneefall schwer zu passieren sind und somit zu gefährlich wäre. Vor allem mit einem Sommerreifen ausgestattetes typisch-europäisch großes Auto. Umso mehr hat es mich gefreut als ich eine Einladung von Sonja Frank bekommen habe, Thanksgiving bei ihr zu Hause mit ihrer Familie zu verbringen. Ich lernte Sonja Frank schon früher kennen, als ich und Sebastian zu einem BBQ zu ihr nach Hause eingeladen wurden. Sie kommt aus Deutschland, lebt schon einige Jahre in den USA und gibt hier Deutschunterricht. Sie organisierte für mich eine Mitfahrgelegenheit, wodurch ich während der Fahrt eine sehr nette Familie kennen lernen durfte. Der Vater dieser einen Familie, die mich zur Familie Frank gefahren haben, ist beim U.S. Militär und war 2 Jahre lang in Deutschland stationiert. Wir unterhielten uns darüber ein wenig. Im Hause Frank angekommen, startete ich gleich mal mit einem Bier. Thanksgiving selbst war nicht unbedingt anders als die Familientreffen bei uns. Alle Verwandten kommen zusammen, die Erwachsenen unterhalten sich über aktuelle Themen, Kinder rollen die Augen und natürlich der Wichtigste Part: Essen, essen und noch mehr essen. Ich habe mich mit Sonja sehr gut unterhalten und ein paar alte (1995) Glüchweingewürzteesackerl bekommen. Mit ihren Ehemann habe ich mich sehr schön über Waffen unterhalten, was soweit ging, dass er mir seine Sammlung an Patronen zeigte. Lange Patronen, kurze Patronen, Schrottpatronen und so weiter. Allem in allen, war es ein sehr netter Abend, ich habe mich gut unterhalten und wurde von den Verwandten sehr freundlich aufgenommen.

Zwei Tage später fuhr ich gemeinsam mit Ty und Bjorn zum ersten Mal nach Red Lodge zum Ski-Gebiet. Das Ski Ressort ist ziemlich klein, und mal über den Daumen geschätzt mit ungefähr 5 verschiedenen Pisten geöffnet. Der Berg in Red Lodge hat zwei einige mehr Pisten im Petto, jedoch ist noch nicht genug Schnee gefallen, um diese zu eröffnen. Die größte derzeit geöffnete Gondel ist jene mit 3 Sitzen, die vom Fuße des Berges bis zur Mitte der oberen Hälfte des Berges führt. Unangenehm sind die Sitzgondeln, da sie keine Sicherheitsbügel zum Schließen haben, oder Gestelle, wo man seine Skier abstützen kann. Beim Aufsitzen in die Sitzgondel muss man aufpassen, dass man durch die wilden Schaukelbewegungen nicht abgeworfen wird. Das Besondere am Red Lodge Mountain ist, dass man auf der Spitze des Berges einen unglaublichen Ausblick auf reines Flachland hat. Egal in welche Richtung man in Österreich zu denken versucht, versperrt ein oder mehrere Berge den Weg. An diesem Tag schien die Sonne wunderbar, der frisch gefallene Schnee auf dem Berg reflektierte die warmen Sonnenstrahlen.




Ich hatte gerade ein interessantes Gespräch mit einem Schweden hier auf dem Campus geführt. Es ging darum, warum Europäer hier auf dem College und impliziert in den USA so gut ankommen. Ich traf ihn zufällig nach meinem heutigen Exam auf dem Weg in mein Apartment. Als Ausländer wird man immer wieder gefragt, was man zu Thanksgiving macht oder über Pläne über die Weihnachtsferien, generell über die Feiertage. Festsitzend als Hintergedanke, ob man denn nicht über diesen Feiertagen bei denen zu Hause in Irgendwo verbringen möchte. Man also Eingeladen wird. Diese Erfahrung habe nicht nur ich hier gemacht und ich bin auch kein Einzelfall, jetzt in Anbetracht des österreichischen Scharms ;P Nein, auch er (Schwede) macht diese Erfahrung hier schonseit 2 Jahre, wo er hier ist. Übrigens, der Grund warum so viele Schweden in die USA kommen und studieren, ist nicht weil sie so gute Ski fahrer sind, sondern, weil man in Schweden nur 2 Möglichkeiten hat. Entweder man wird eine Krankenschwester oder man gründet sein eigenes Unternehmen. Die Auswahlmöglichkeiten an akademischer Weiterbildung ist also nicht gerade umfangreich und kostet immens viel Geld. Und in Verbindung mit Ski fahren, wenn man ein Pro Ski-Fahrer ist, geht mal überhaupt nichts. Deshalb kommen sie in Scharen in die USA. Anyway. Auch Bjorn bekommt dergleichen Angebote zu jemanden nach Hause zu kommen über die Feiertage. Woran liegt das wohl? Was haben wir gemeinsam, so dass es alle Europäer betrifft? Wir haben diskutiert und Gemeinsamkeiten gesucht. Hautfarbe? Nein. Haare? Nein. Oder sind Europäer eine Art Statussymbol für Amis, wenn sie einen zu Besuch haben? Vielleicht. Ist es cool, mit einem Europäer abzuhängen? Keine Ahnung. Am Schluss sind wir auf die einzig mögliche Antwort gekommen, die wir uns ausmalen konnten. Es muss der Akzent sein. It is all about the aczent. Ich kann meinen Akzent selbst nicht hören, ich nehme mein Englisch als perfekt ausgesprochenes Amerikanisch wahr. Werde aber von anderen auf Grund meines Akzentes als Europäer identifiziert. Das selbe mit den Schweden und der Franzose hier hat überhaupt den stärksten Akzent.

Was noch auffällt. Als fest eingesitzter Österreicher denkt man nicht im Traum daran, dass jemand aus den USA nach Europa kommen geschweige denn Europa besuchen möchte. Es hat hier jedoch den Eindruck, dass so gut wie jeder von Europa träumt. Der alte Kontinent wovon (fast) jeder Amerikaner seine Wurzeln hat. Da streckt man als Europäer schon mal die Brust etwas weiter raus, wenn man davon hört.

In dieser Woche standen für alle Studenten die Finals an. Dabei handelt es sich um Endklausuren, die man in jedem Fach hat. Also eine Woche voller Stress für Studenten. Was hier besonders gefällt, ist, dass im SUB (Student Union Building) eine Art Wellnessbereich aufgebaut wurde. Dort konnten sich über der ganzen Woche hinweg Studenten sich massieren und so richtig durchkneten lassen. Da war noch einiges mehr, was ich aber nicht ganz so mitbekommen habe. Morgen habe ich meine letzten beiden Examen. Meinen letzten Test habe ich am späten Nachmittag. Die meisten Studenten hier sind schon heute fertig geworden und bereits auf dem Heimweg.


Schöne Grüße nach Haag und an meine Lieben

euer Peter

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