Eichhörnchen, Ente und Rehwild. Nie im Leben hätte ich daran gedacht, diese Tiere zu verspeisen. Vor allem Ersteres. Schon einige Monate her, verbrachte ich gemeinsam mit Bobby und D'Jeane ein Wochenende auf D'Jeane's Ranch, um Jagen zu gehen. Ausgerüstet mit Gewehren unterschiedlicher Kaliber und Pfeil und Bogen gingen wir auf die Jagd. Es war Jagdsaison auf Rehwild und wir pirschten für Stunden, bewaffnet bis an den Zähnen, durch den Wald in der Hoffnung, dass ein Reh unseren Weg kreuzt. Auf Truthähne hielten wir auch Ausschau und ein Eichhörnchen konnte mit einem abgeschossenen Bein noch rechtzeitig aus der Schusslinie entkommen. Erst am letzten Tag bei der Heimfahrt lugte uns ein Rehwild am Straßenrand entgegen. Gewehr angelegt, Wild anvisiert, Boom und Treffer. Nach einer erfolgreichen Jagd wird üblicherweise ein Festessen mit dem erlegten Wild veranstaltet, genannt „Game Feast“ (Wild Fest). Nun denn, dieses Festessen hatten wir letztes Wochenende in Bobby's Haus. Ein bisschen geschockt war ich als ich fragte ob dieses kleine, geschlachtete Tier, liegend auf einem Brett, denn ein Hühnchen sei und als Antwort zurück bekam: „Nein, das ist ein Eichhörnchen.“. Schmeckt das Einhörnchen wie Hühnchen?, fragte ich. Nein, wie Wild. Zu den Fleischgerichten, gab es gebratene Kartoffelstückchen und Champignon Souce. Dann saßen wir am Tisch, stießen mit Bier an und verteilten die gegrillten Wildtiere. Ich bekam das Bein des Eichhörnchens. Um den amerikanischen Tischmanieren gerecht zu werden, aß ich ausnahmslos alles mit der Hand. Mit der Hand ergriff ich das Bein und fing an daran zu nagen. Das helle Fleisch des Eichhörnchens war sehr zäh und war nur schwer zu kauen. Geschmack könnte ich jetzt gar nicht beschreiben. Nur soviel, es schmeckte nicht nach Hühnchen. Das grau-rötliche Entenfleisch war sehr feine Fasern und war dementsprechend zart. Das Rehwildfleisch war gut durch und hatte eine etwas rötliche Farbe. Jedoch war das riesige Stück gut zu kauen und schmeckte auch ziemlich lecker. Nach dem Essen saßen wir noch gemütlich zusammen bei Bier und Kuchen bis in die Nacht hinein. Ich blieb an diesem Abend bei Wasser und fuhr alle am ende mit D'Jeane's Truck nach Hause.
Am nächsten Tag ging die Amerikanisierung meiner Person weiter. Da der Swing Dance Unterricht vorübergehend nicht stattfindet, haben ich und Laura beschlossen, uns einmal in der Woche im Tanzraum zu treffen und quasi Swing Dance trainieren. Also neue Tanzbewegungen ausprobieren usw. Läuft bisher ganz gut, sogar die Bewegung, wo ich die Tanzpartnerin über meine Schultern werfe. Am Abend ging es mit Tyler, Luke, Becca und Laura ins die Metra Arena, wo an diesem Wochenende das NRA Rodeo Endspiel stattfand. Rodeo ist hier in den USA ein traditioneller Reitsport. Dabei gibt es verschiedene Disziplinen, die in Zeit-Disziplinen und Punkte-Disziplinen unterteilt werden. Beim Rodeo muss sich der Reiter acht Sekunden auf dem Pferd oder Bullen halten, ohne das Tier, sich oder seine Ausrüstung mit seiner freien Hand zu berühren. In diesen 8 Sekunden wird der Reitstil des Reiters und der Schwierigkeitsgrad des Tieres bewertet. Neben dem eigentlichen Rodeo werden auch noch andere Disziplinen durchgeführt wie zum Beispiel, das Tonnenrennen, Rettungsrennen und Kälberfangen. Das Interessante an diesen Disziplinen ist, dass sie auf traditionellen Arbeiten eines Cowboys zurückzuführen sind. Für diesen Abend beim Rodeo habe ich mir ganz was Besonderes überlegt. Nämlich meine Person komplett als Cowboy zu kostümieren. Dazu habe ich mir von Freunden auf dem College, einen Cowboy-Hut, Cowboy-Hemd, Lederjacke (die nach Pferdeexkrementen riechen soll, da es ansonsten keine echte Cowboy-Jacke ist (laut Studienkollegen)) und Bolo Tie (Schnürsenkel-Krawatte, Bolokrawatte) ausgeliehen. Mit zwei Revolvern hätte ich ausgesehen wie ein richtiger Cowboy. Aufgetackelt als Westernheld bin ich mit meinen Freunden zu diesem Rodeo gegangen. Diese ganze Veranstaltung war einfach der Hammer. Anfangs etwas belächelt, aber dann, mitten unter den Leuten sitzend und die ganzen Disziplinen live miterlebend, mit viel Respekt und Spannung verfolgt. Die erste Disziplin der Männer war auf wild umher springenden Pferden Rodeo zu reiten. Die nächste Disziplin war wild weglaufende Kälber mit einem Lasso einzufangen. Später versuchten zwei Cowboys gleichzeitig ein wild weglaufendes Jungstier mit dem Lasso einzufangen. Dann war das Tonnenrennen an der Reihe. Dabei musste der Cowboy mit seinem Pferd so schnell wie möglich drei weit auseinanderliegende Tonnen umreiten. Nach einer Pause und einer Feuer- und Lasso-Show wurde die Veranstaltung mit Stierfangen fortgesetzt. Dabei reitet der Cowboy einen wild weggelaufenden Jungstier mit Hörnern nach, und versucht sich auf das Jungstier zu werfen und dieses paar Muskelkraft zu bändigen. Diese Disziplin hat sehr gefährlich ausgesehen. Vor allem wenn der Cowboy das Stier an den Hörner packend etwas nachgeschliffen wird und trotz alledem versucht das Stier zum Boden zu drücken und den Kopf des Stieres so zu drehen, so dass das Jungstier eine Rolle macht. Ganz am Ende kam die Königsdisziplin, das Bullenreiten. Junge Cowboys, auf wilden wie verrückt herum springenden Stieren. Fast niemand hielt es länger als 8 Sekunden auf dem Bullen aus. Ein paar jedoch schafften es sich mit nur einer Hand auf dem Bullen zu halten, was nebenbei sehr spektakulär aussieht. Großen Respekt vor diesen Leuten. Bei dieser Disziplin ist übrigens Heimpflicht, weil es ansonsten zu sehr schwerwiegenden Verletzungen kommen kann, wenn das Stier auf dem Gefallenen herum trampelt. Eine Rodeo Show kann ich nur weiterempfehlen, wenn man eine echte, traditionell-amerikanische Veranstaltung sehen möchte.
Auf dem College werden jetzt sogenannte „Group Fitness Classes“ täglich angeboten, wie zum Beispiel Yoga, Pilates, Step Aerobics, Method Mat Pilates, Better Body, Strength Training, Thai Kickboxing usw.. Ich habe mich für die Klassen Pilates (ein systematisches
Ganzkörpertraining zur Kräftigung der Muskulatur) und Thai Kickboxing eingeschrieben, die wöchentlich an zwei Tagen stattfinden. Diese Klassen sind hintereinander und als Gesamtpaket ein super Workout. Ganz Begeistert bin ich vom Kickboxen und all den Bewegungsabläufen und verschiedenen Schlagarten, die man aus dem Fernsehen bei einem Boxkampf kennt.
Das RMC SKI RACING TEAM ist NATIONALER CHAMPION. Gemessen mit den besten College Ski Teams aus ganz USA hat sich unser Ski Team durchgesetzt und hat in Id
aho den Champion Titel geholt. Zuletzt wurde das Ski Team im Jahr 2007 Champion. Dieser Erfolg ist eine riesige Sache und wurde am Mittwoch im Fortrin Gym gebührend gefeiert.
Treffpunkt war um 11 Uhr vormittags. Jeder gekleidet mit seinem Jersey. Mit einem Van und einem Kombi ging es dann zur Polizeistation. Türen der Wagen wurden geöffnet, sowie der Kofferraum. Einige sprangen auf dem Dach des Vans, andere setzten sich im Kofferraum mit den Füßen baumelnd. Dann wurden wir mit zwei Polizeiwagen ein pa
ar Runden um den Campus eskortiert. Wir jubelten und winkten Passanten zu. Die beiden Polizeiwagen, eines führte den Konvoi an, das andere fuhr hinter uns her, schalteten die Sirenen ein. Unser Coach hupte. Was für eine glorreiche Parade. Nach ein paar Runden eskortierten uns die Polizeiwagen zum Eingang des Fortrin Zentrums (Sportgebäude
). Dort stiegen wir aus uns versammelten uns im Umkleideraum. Dann war es soweit. Die Menge in der großen Halle jubelten und das Mikrophon ging an. Eine tiefe Stimme gratulierte uns zum Erfolg und jeder einzelne von uns wurde per Namen aufgerufen. Beim Aufruf ging jeder einzelne zur Mitte des Feldes, wo ein Podium aufgebaut wurde. Auf dem Weg dorthin winkte man zur Menge. Alle am Podium angekommen und versammelt, wurde wir geehrt und unser Coach sprach ein paar Worte. Was für ein historischer Moment. Und ich dachte mir. Wow. Ich bin ein Champion nun und werde auf einem Bild in der „Hall of Fame“ für immer v
erewigt sein. Das hätte ich mir niemals erträumt. :) Was für eine Ehre. Nach der Zeremonie setzten wir uns alle an aneinander gereihten Tischen und gaben Autogramme. Ja, Autogramme. Am einen Ende konnten sich die Fans ein Poster des Ski Team holen und damit durch die Reihe g
ehen, um sich von jedem Ski Team Mitglied ein Autogramm darauf geben zu lassen. Ich fühlte mich ein Champion. Was für ein Wochenende.
Schöne Grüße aus den USA,
euer Champ Peter
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