Mittwoch, 8. Juni 2011

Neuer Lebensabschnitt

Letzte Woche bin ich in ein Haus eingezogen, 8 Wohnblöcke vom College und 25 Minuten Fahrradfahrzeit von meinem Arbeitsplatz entfernt. Ich habe das Zimmer von Eayoall bezogen. Er kommt aus Afrika und arbeitet über den Sommer auf dem College, weshalb er auch kostenlos in eine Studentenwohnung gezogen ist. Mein neues Zimmer ist doppelt so groß, wie mein altes Zimmer in der Studentenheimanlage Rimview. Meine Sachen sind bereits im Zimmer verstaut, das Bett ist gemacht und die Tür zu meinem Zimmer ist bereits mit meinem Namensschild gekennzeichnet. Meine Wohngemeinschaft besteht hauptsächlich aus Läufern, die alle Studenten am College sind. Soweit verstehe ich mich mit jeden einzelnen ziemlich gut, war auch schon mit einigen an einem schönen Sonnentag durch halb Billings longboarden/skateboarden.









Das Wochenende war sehr spannend, obwohl der Campus fast ausgestorben wirkt. Am Freitag kam D‘Jeane nach Billings und wir hatten mit ein paar Anderen bei Bobby‘s ein wirklich nettes Zusammentreffen und haben ein bisschen gefeiert. War schön einige von meinen Freunden wieder zu sehen. Am nächsten Tag besuchte ich die „Montana Comedy Competition“ im Lokal „The Carlin“. Dabei handelte es sich um das Finale eines Comedy-Wettbewerbes. 9 Finalisten traten auf. Wir saßen in der ersten Reihe und es war zum Kaputtlachen. Am Sonntag hatten wir schönstes Wetter in Billings. Gemeinsam mit Jake und einem Anderen gingen wir zum Phipps Park Freesbee Golf spielen. Dieses Outdoor Aktivität ist wie Golf mit dem Unterschied, dass man mit einem Freesbee golft. Dabei sind im gesamten Phipps Park 18 Löcher (Körbe geformt mit Ketten, so dass der Freesbee hängen bleibt, wenn man trifft) verstreut, über Stock und Stein. Da gibt es für jedes Loch ein Startpunkt, von wo man den Freesbee zu werfen beginnt. War ein super Spiel, hat viel Spaß gemacht und noch dazu hab ich richtig Farbe bekommen von der Sonne. Am selben Abend gingen ich, John und zwei Mädels zum „Walkers“ und genoßen Live Jazz. Der Schlagzeuger feierte an diesem Tag hinter dem Schlagzeug seinen 80sten Geburtstag. Guter Wein, gute Gesellschaft mit Freunden und guter Jazz. Ein gelungener Sonntag.

































Nun war es dann soweit, aus mit den Ferien, am Montag beginnt meine Arbeit. Mein Fahrrad hatte ich bereits getuned, und wenn ich von „Tuning“ spreche, dann meine ich das Aufpumpen der Reifen und das Ölen der Kette. Mein erster Arbeitstag verlief sehr gut. Ich hüpfte am frühen Morgen auf mein Fahrrad und strampelte in Richtung „Downtown“, wo sich die Firma im Stadtteil von Billings befindet. Einige Formalitäten wurden erledigt und dann bekam ich von Larry Miller, dem Chefentwickler, einen Rundgang durch die Firma. Und ich muss euch sagen, die Softwarefirma ist mit seinen 177 Mitarbeiten riesig und das Gebäudenkomplex unerwartet groß. Von außen ist nur eines der Reihenhäuse mit dem Firmennamen gekennzeichnet, weshalb man auch meinen würde, was für eine kleine Firma das wohl sein mag. Links neben diesem Reihenhaus befindet sich ein Italien Cafe and ein Reihenhaus weiter nach links ein Hotel. Jedoch handelt es sich in beiden Fällen nicht, um ein Hotel oder ein Cafe, sondern um die Firma Computer Unlimited. Das Witzige ist, dass sie die Schilder des Hotels und des Cafe‘s behielten. Nur kleine Nebentüren mit Nummerncode geben den Eintritt in diese Firmengebäuden frei. Das Hotel deklarierte Reihenhaus, war wirklich ein Hotel in früheren Jahren, wurde jedoch zu einem Bürokomplex umgewandelt. Ich war ziemlich amüsiert als ich den Rundgang durch das Hotel bekommen habe, enge lange Korridore und die Hotelzimmer sind in Büros umfunktioniert. Echt lässig, schon alleine die Atmosphäre, die man hat. Jedoch kann man sich darin leicht verlaufen, bei all den Korridoren, zufällige Durchgänge durch Zwischenzimmer und einigen Treppenaufgängen kreuz und quer durch den Raum. Am ersten Tag konnte ich einmal den Weg zurück zu meinem Arbeitsplatz finden, nach dem ich mein Fahrrad durch eine Hintertür in ein Abstellraum gebracht hatte. Nach einer halben Stunde konnte ich mir den Weg zurück erfragen.

Eine weitere witzige Begebenheit. Als ich den Rundgang bekam und zum ersten Mal eines der Reihenhäuser betrat, fiel mir auf, dass es etwas komisch riecht. Irgendwie süßlich, irgendwie nach Marihuana. Anfangs wollte ich nichts sagen, da ich mir dachte, dass vielleicht ein Mitarbeiter was im Rucksack mit hatte. Jedoch verfolgte mich der Geruch während der ganzen Tour. Komisch, was ist der Grund dafür? Am Nachmittag lenkte ich das Gespräch auf die Geschichte dieser alten Gebäude und dann kam auf, dass sich neben zwischen den beiden Reihenhäuser, die zu CU gehören, ein Medical Cannabis Store befindet. Dort können sich Leute per Rezept vom Arzt legal Marihuana besorgen. Auf jeden Fall geht der Gerüch der Droge durch die Wände und somit auch durch die Gänge der Firma.

Mein Arbeitsplatz ist in einem Raum mit vielen anderen Mitarbeitern und durch kleine Trennwände getrennt. Auf meinem Schreibtisch befinden sich 2 große Monitore und ein Namensschild mit meinem Namen drauf. Wow. Da komm ich mir so richtig Wichtig vor :-) Ich arbeite an einem Softwareprodukt in der Audiologieabteilung der Firma, was mir bis jetzt sehr viel Spaß macht. Larry Miller und der CEO geben mir eine große Verantwortung und damit dementsprechend viel Freiheit meine Aufgaben zu erfüllen bzw. zu realisieren. Die Entwicklungsumgebung ist mir dementsprechend vertraut, da ich damit bereits bei früheren Firmen zu tun gehabt hatte. C# und SQL Server. Meine Aufgabe besteht darin neue Features für das Softwareprodukt zu entwickeln, um Terminedaten von der Software zu Google Calender zu importieren/exportieren. Ich arbeite also viel mit der Google API und dessen Framework für C#. Bereits am zweiten Tag habe ich große Fortschritte in meinem Selbststudium in diesen Bereichen gemacht und bereits viel Lob von Larry bekommen für meine bereits überlegten Lösungswegen.


Meine Erlebnisse hören nicht auf, obwohl ich schon seit Monaten in den USA bin. Gestern schweifte ein Tornado Billings. Dunkle Wolken zogen auf, der Wind wurde immer stärker und die Blitze immer häufiger. Man konnte direkt beobachten wie sich die Wolken im Kreise bewegten. Im Fernsehen gab es regelmäßige Filmunterbrechungen, wo Tornadowarnungen gezeigt wurden. In Billings gingen die Sirenen zur Warnung an. Jeder solle sich im Keller verbarrikadieren hieß es. Wir standen draußen und beobachteten das Wetterspektakel. Soetwas hatte ich noch nie gesehen und wollte es auf keinen Fall verpassen. Am Ende schweifte der Tornado Billings nur ein bisschen, ging also vorbei in Richtung Norden.

















Schöne Grüße aus den USA,
Peter

Freitag, 3. Juni 2011

Wie die Zeit vergeht!

Die Zeit vergeht wie im Fluge. Seit 9 Monaten schon bin ich hier in Billings, MT, USA. Angekommen am Flughafen, mit dürftigen Kenntnissen in Englisch und einem geringen Vokabular. Ein Europäer vom Fuße bis zur Haarspitze, Manieren, enge Hosen und T-Shirts, Gel in den Haaren, … Im Laufe der Zeit veränderte sich nicht nur mein Spitzname, sondern auch ich selbst als Person. Von Peter zu Peta, Frechi, Beda und dann zu Fresh, Pete, Party&P, Freshman, Freshy-Fresh, Mr. Fresh oder Peter Fresh. Von Messer und Gabel zu bloßen Händen. Vom zu-Fuß-gehen zum Longboarden. Vom Fleisch einkaufen zum Jagen. Von Denglisch zu Englisch (mit Akzent).







In dieser Zeit habe ich Tyler kennengelernt und erfahren, dass er mit dem letzten Frühlingssemester vom College graduiert und für danach eine Rucksacktour nach Hawai plante. Aus dieser Rucksacktour alleine nach Hawai wurde eine Autoreise für 2 Wochen in den nordwestlichen Teil der USA. Nach den Finalen Exams checkten wir all die Ausrüstung aus, die wir brauchten, und verluden den Jeep. Der Jeep war vollgepackt mit Kletter Zeugs, Longboards, Hikingsboots, Mountain Bikes, Camping Zeugs, und Lebensmittel. An einem sonnigen Donnerstag Morgen haben wir Billings verlassen und sind auf in den Westen. Über 2 Wochen dauerte unsere Autoreise und führte uns durch atemberaubende Naturlandschaften in Idaho, Oregon, Washington und Montana. Euchkatzerl, Hasen, Wölfe, Steinböcke, ein Grizzly Bär, ein ausgewachsener Schwarzbär und ein Moose kreuzten unsere Wege. Auf dem Weg lagen auch wunderschöne Städte wie Boise State, Bend, Eugene, Portland, Yachats, Seattle, Missoula usw. Eine Stadt schöner als die Andere. Was mir an diesen unscheinbaren Staaten der USA besonders Gefällt ist die grüne Natur und die vielseitige Landschaft, dessen Schönheit mich ab und zu an Österreich errinnerte. Aufgelockert wurde der ganze Trip mit dem Treffen einiger Freunde vom College, die entlang unserer Route wohnten. Kelsey in Coos Bay, OR, Jeremy in Portland, OR, Andrew in Seattle, WA, und Laura in Missoula, MT, nahmen Tyler und mich in ihren Häusern auf und zeigten uns die Gegenden. Super wenn man Kontakte verstreut in ganz USA hat. Nicht nur dass ich die nordwest Seite der USA kennen lernen durfte, auch Tyler als Person konnte ich besser kennenlernen. Die langen Disskussionen über Gott und die Welt mit Tyler während den Autofahrten haben mich viel zum Nachdenken gebracht und einige meiner Ansichten beeinflusst. Ich hoffe ich kann einiges davon mit nach Österreich mitnehmen und anderen Leuten daran teilhaben lassen. Allem in allen habe mich selbst besser kennengelernt.



















Schon seit letzten Freitag bin ich wieder zurück in Billings.Ein paar Tage konnte ich bei einem leerstehenden Zimmer in der Wohnung in Rimview meines alten Mitbewohners Dave untergebracht werden. Seit Anfang Juni nun wohne ich in einem Haus abseits des Campuses. Das Haus ist riesig, hat 2 Wohnzimmer, unzählige Zimmer, 3 Fernsehr, 2 Küchen usw. Die Mitbewohner sind alle vom Rocky Mountain College und kannten mich schon während ich noch auf dem College war. Demnach vertrage ich mich mit denen sehr gut und bin froh, dass sie mich aufgenommen haben. Warum bin ich denn jetzt in ein Haus gezogen? Das Ende meines Auslandsjahres für mein Studium hieß nicht das Ende meines Aufenthaltes in den USA. Nach unzähligen Bewerbungsschreiben und dank tatkräftiger Unterstützung von Sonja Frank und den Kontakten, die ich in ihrer orthodoxen Kirchengemeinde machen konnte, wurde mir im zweiten Vorstellungsgespräch bei der Firma Computer Unlimited in Billings ein Internship (Praktikum) über den Sommer angeboten. Da mein Studium in Linz erst in Oktober wieder los geht, konnte ich mein Praktikum über einen gewaltigen Zeitraum von 4 Monaten festlegen.

Der Einzug in das Haus bedeutete eine massive Umstellung meines Alltags. Da gibt es keine Cafeteria mehr, die mich mit Essen versorgt, keine Austauschorganisation, die mich mit einer kostenlosen Wohnmöglichkeit versorgt, keine Collegemitarbeiter, die den Abwasch erledigen, kein schöner Campus auf dem alles zu Fuß erreichbar ist. Nein, nun bin ich wirklich auf mich alleine gestellt. Mit dem Zahlen der Miete, dem Einkaufen gehen, dem Kochen für mich selbst, dem Abwasch danach, bestimme ich nun selbst meinen Alltag. Mein Arbeitsplatz ist von meinem Haus ungefähr 25 Minuten weit entfernt, wenn ich mit dem Fahrrad im Sprint dorthin fahre. Dem stehe ich jedoch ziemlich positiv gegenüber und sehe es eher als täglichen Sport, der mich Fit und gut im Form hält. Um ehrlich zu sein genieße ich die Freiheit, die man auf einem Fahrrad in einer Großstadt hat. Vorallem wenn man an einem herrlich sonnigen Tag bei einem Stau an die wartenden Autos vorbeifahren kann. In Billings sind die Straßen nicht zu sehr Berg ab oder bergauf, im Gegenteil, die Straßen sind fast ganz ohne Steigungen, was das Fahrrad fahren sehr erleichtert. Mit Sonnenbrille, Kopfhörer und Fahrradhandschuhen (mit Fahrradhandschuhen an den Händen sieht alles was man macht besser und professioneller aus) cruise ich durch die Straßen von Billings. Nächste Woche beginnt mein Praktikum und damit ein neuer Abschnitt in meinem Leben, worauf ich mich schon sehr freue.


Ich bin froh die Entscheidung zu einem Auslandsstudium gefällt zu haben und kann es nur jedem empfehlen. Mit meiner zweiwöchigen Rundreise durch die USA schloß ich mein Auslandsstudium gebührend ab und damit und mit diesem letzten Beitrag auch meinen Blog. Mein Praktikum wird dem Titel diesen Blogs „Study Abroad at the Rocky Mountain College“ nicht mehr gerecht. An dieser Stelle möchte ich meiner Familie, meinen Freunden und meinen treuen Lesern danken, nicht nur für die Anteilnahme an meinen Erlebnissen hier in den USA, sondern auch für die Unterstützung aus den verschiedensten Seiten, die ich erfahren durfte. Österreich bekommt mich Ende September zurück und ich freue mich schon auf ein herzliches Wiedersehen.



Schöne Grüße aus den USA,
Peter