Die Zeit vergeht wie im Fluge. Seit 9 Monaten schon bin ich hier in Billings, MT, USA. Angekommen am Flughafen, mit dürftigen Kenntnissen in Englisch und einem geringen Vokabular. Ein Europäer vom Fuße bis zur Haarspitze, Manieren, enge Hosen und T-Shirts, Gel in den Haaren, … Im Laufe der Zeit veränderte sich nicht nur mein Spitzname, sondern auch ich selbst als Person. Von Peter zu Peta, Frechi, Beda und dann zu Fresh, Pete, Party&P, Freshman, Freshy-Fresh, Mr. Fresh oder Peter Fresh. Von Messer und Gabel zu bloßen Händen. Vom zu-Fuß-gehen zum Longboarden. Vom Fleisch einkaufen zum Jagen. Von Denglisch zu Englisch (mit Akzent).
In dieser Zeit habe ich Tyler kennengelernt und erfahren, dass er mit dem letzten Frühlingssemester vom College graduiert und für danach eine Rucksacktour nach Hawai plante. Aus dieser Rucksacktour alleine nach Hawai wurde eine Autoreise für 2 Wochen in den nordwestlichen Teil der USA. Nach den Finalen Exams checkten wir all die Ausrüstung aus, die wir brauchten, und verluden den Jeep. Der Jeep war vollgepackt mit Kletter Zeugs, Longboards, Hikingsboots, Mountain Bikes, Camping Zeugs, und Lebensmittel. An einem sonnigen Donnerstag Morgen haben wir Billings verlassen und sind auf in den Westen. Über 2 Wochen dauerte unsere Autoreise und führte uns durch atemberaubende Naturlandschaften in Idaho, Oregon, Washington und Montana. Euchkatzerl, Hasen, Wölfe, Steinböcke, ein Grizzly Bär, ein ausgewachsener Schwarzbär und ein Moose kreuzten unsere Wege. Auf dem Weg lagen auch wunderschöne Städte wie Boise State, Bend, Eugene, Portland, Yachats, Seattle, Missoula usw. Eine Stadt schöner als die Andere. Was mir an diesen unscheinbaren Staaten der USA besonders Gefällt ist die grüne Natur und die vielseitige Landschaft, dessen Schönheit mich ab und zu an Österreich errinnerte. Aufgelockert wurde der ganze Trip mit dem Treffen einiger Freunde vom College, die entlang unserer Route wohnten. Kelsey in Coos Bay, OR, Jeremy in Portland, OR, Andrew in Seattle, WA, und Laura in Missoula, MT, nahmen Tyler und mich in ihren Häusern auf und zeigten uns die Gegenden. Super wenn man Kontakte verstreut in ganz USA hat. Nicht nur dass ich die nordwest Seite der USA kennen lernen durfte, auch Tyler als Person konnte ich besser kennenlernen. Die langen Disskussionen über Gott und die Welt mit Tyler während den Autofahrten haben mich viel zum Nachdenken gebracht und einige meiner Ansichten beeinflusst. Ich hoffe ich kann einiges davon mit nach Österreich mitnehmen und anderen Leuten daran teilhaben lassen. Allem in allen habe mich selbst besser kennengelernt.
Schon seit letzten Freitag bin ich wieder zurück in Billings.Ein paar Tage konnte ich bei einem leerstehenden Zimmer in der Wohnung in Rimview meines alten Mitbewohners Dave untergebracht werden. Seit Anfang Juni nun wohne ich in einem Haus abseits des Campuses. Das Haus ist riesig, hat 2 Wohnzimmer, unzählige Zimmer, 3 Fernsehr, 2 Küchen usw. Die Mitbewohner sind alle vom Rocky Mountain College und kannten mich schon während ich noch auf dem College war. Demnach vertrage ich mich mit denen sehr gut und bin froh, dass sie mich aufgenommen haben. Warum bin ich denn jetzt in ein Haus gezogen? Das Ende meines Auslandsjahres für mein Studium hieß nicht das Ende meines Aufenthaltes in den USA. Nach unzähligen Bewerbungsschreiben und dank tatkräftiger Unterstützung von Sonja Frank und den Kontakten, die ich in ihrer orthodoxen Kirchengemeinde machen konnte, wurde mir im zweiten Vorstellungsgespräch bei der Firma Computer Unlimited in Billings ein Internship (Praktikum) über den Sommer angeboten. Da mein Studium in Linz erst in Oktober wieder los geht, konnte ich mein Praktikum über einen gewaltigen Zeitraum von 4 Monaten festlegen.
Der Einzug in das Haus bedeutete eine massive Umstellung meines Alltags. Da gibt es keine Cafeteria mehr, die mich mit Essen versorgt, keine Austauschorganisation, die mich mit einer kostenlosen Wohnmöglichkeit versorgt, keine Collegemitarbeiter, die den Abwasch erledigen, kein schöner Campus auf dem alles zu Fuß erreichbar ist. Nein, nun bin ich wirklich auf mich alleine gestellt. Mit dem Zahlen der Miete, dem Einkaufen gehen, dem Kochen für mich selbst, dem Abwasch danach, bestimme ich nun selbst meinen Alltag. Mein Arbeitsplatz ist von meinem Haus ungefähr 25 Minuten weit entfernt, wenn ich mit dem Fahrrad im Sprint dorthin fahre. Dem stehe ich jedoch ziemlich positiv gegenüber und sehe es eher als täglichen Sport, der mich Fit und gut im Form hält. Um ehrlich zu sein genieße ich die Freiheit, die man auf einem Fahrrad in einer Großstadt hat. Vorallem wenn man an einem herrlich sonnigen Tag bei einem Stau an die wartenden Autos vorbeifahren kann. In Billings sind die Straßen nicht zu sehr Berg ab oder bergauf, im Gegenteil, die Straßen sind fast ganz ohne Steigungen, was das Fahrrad fahren sehr erleichtert. Mit Sonnenbrille, Kopfhörer und Fahrradhandschuhen (mit Fahrradhandschuhen an den Händen sieht alles was man macht besser und professioneller aus) cruise ich durch die Straßen von Billings. Nächste Woche beginnt mein Praktikum und damit ein neuer Abschnitt in meinem Leben, worauf ich mich schon sehr freue.
Ich bin froh die Entscheidung zu einem Auslandsstudium gefällt zu haben und kann es nur jedem empfehlen. Mit meiner zweiwöchigen Rundreise durch die USA schloß ich mein Auslandsstudium gebührend ab und damit und mit diesem letzten Beitrag auch meinen Blog. Mein Praktikum wird dem Titel diesen Blogs „Study Abroad at the Rocky Mountain College“ nicht mehr gerecht. An dieser Stelle möchte ich meiner Familie, meinen Freunden und meinen treuen Lesern danken, nicht nur für die Anteilnahme an meinen Erlebnissen hier in den USA, sondern auch für die Unterstützung aus den verschiedensten Seiten, die ich erfahren durfte. Österreich bekommt mich Ende September zurück und ich freue mich schon auf ein herzliches Wiedersehen.
Schöne Grüße aus den USA,
Peter
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