Mehr als zwei Wochen sind nun vergangen seit meinem letzten Eintrag hier in meinem Blog. In dieser Zeit ist nicht viel Aufregendes oder Neues passiert. Ich gehe in meine Kurse, arbeite an meine Projekte, lerne bis in die Abendstunden, gehe aus mit meinen Ski Team Buddies, zwitscher ab und zu ein paar Bierchen mit meinen Mitbewohnern. Der Alltag ist eingebrochen. Ich möchte in diesem Eintrag einfach ein paar analytische Gedanken los werden und vielleicht auch Kleinigkeiten aus dem Alltag erzählen.
Was ich an die Professoren hier auf dem College schätze, ist die Beziehung zwischen Studenten und Professoren auf persönlicher Ebene. Dies nimmt die Angst vor der Autoritätsperson und lockert die Stimmung im Unterricht. Es ist also absolut üblich, dass nach dem Unterricht oder sogar während des Unterrichtes, sofern es passt, gefragt wird, wie der Trip zum Glacier National Park war oder warum man gerne rote Cappy's trägt. Im Kurs Parallel Processing ist im Laufe diesen Semesters schon ein paar Mal geschehen, dass unser Professor Kim am Morgen mit gute Mehlspeisen hereinspaziert und an uns verteilt. Einfach aus seiner Laune heraus. Immer wieder unterhaltsam, wenn Kim von seiner Zeit als Student erzählt, von seiner ersten Freundin, die von seiner Schwester, die genau das Gegenteil in Person ist als Kim, genau gemustert und getestet wurde, von seiner Zeit in diversen Firmen und Erfahrungen. Ich denke er ist ziemlich zufrieden mit meiner Leistung in seiner Klasse und hat mich auch schon mehrmals gelobt bezüglich meinen abgegebenen Programmierarbeiten. Im abschließenden Projekt hatte ich die Ehre mit zwei wirklich intelligenten Studenten zusammen arbeiten zu dürfen. Einer davon ist David, ein sehr intelligenter und ehrgeiziger Student, der ein Stipendium für einen „Master of Business Administration“ auf der Oxford Universität bekommt. Von ihm konnte ich einige interessante Sachen bezüglich „Management of Software Development Process“ lernen und einige interessante Tools für zukünftige Projekte mitnehmen. Bei dem Projekthandelte es sich, um die berühmte Suchmaschine BLAST, welche in der Welt der Biologen häufig eingesetzt wird, um neu entdeckte Teilsequenzen in einer riesigen Datenbank zu suchen. Aufgabe war es dieses Programm auf mehrere Cluster parallel arbeiten kann, weiters haben wir ein bedienungsfreundliches Interface implementiert.
Die Formalitäten, um im Ski Team Mitglied zu werden, werden auch immer weniger. Neben meinen zahlreichen Formularen und Beweisen, dass ich in Österreich studiert habe und überhaupt in die Schule gegangen bin, eine aktuelle Version meines „Transcript of Records“ (= eine Liste aller belegten Kurse plus Noten, die ich auf der JKU bis jetzt absolviert habe), was ich mir extra von der JKU per Post schicken lassen muss, weil ja die Zusendung per eMail oder Fax untersagt ist. Dazu kommt noch eine Untersuchung, die ich aber bereits hinter mir habe, und eine Anmeldung zur Mitgliedschaft der USSA, kurz für „United States Ski and Snowboard Association“. Auf dem College bekommt beinahe jedes Sport Team ein eigenes Poster, was die jeweilige Sportart bewirbt und wo alle Teammitglieder abgebildet sind. Sieht ziemlich lässig aus, wenn man ein solches Poster auf dem Campus begegnet. Das Football, Basketball, Fußball und Cross Country Team bekamen das nötige Foto Shooting und Drucken des Posters vom Rocky Mountain College selbst gesponsert. Jedoch nicht das Ski Team oder das Golf Team, weil „wir nichts für die Community tun“, laut Bobby Beers. Aber so auch all die anderen Teams. Ziemlich viele Leute vom Ski Team waren verärgert deswegen, denn all die Mitglieder des Ski Teams haben im Schnitt die besten Noten im Vergleich zu Spielern aus den anderen Teams und wir haben zwei Mal in Folge die „Nationals“ (Ski Rennen auf nationaler Ebene) gewonnen. Doch ratet mal. Alex aus dem Ski Team hat sich der Sache angenommen. Firmen abgeklappert, um Sponsoren zu finden. Auch das Studio hat seine Zeit für das Foto Shooting gesponsert. Also kamen wir letzten Mittwoch zusammen und machten ein Foto Shooting der gesamten Mitgliederschaft des Ski Teams. Mädels trugen die RMC Ski Jacken und die Männer das RMC Ski Jersey (übergroßes Sportdress, wie es die Spieler beim Eishockey tragen), jeder mit diversen Ski Equipment abgebildet. Die Fotos sind ziemlich lässig geworden. Ich muss sagen, dass ich mit meinem Vollbart ziemlich Bad-Ass(knallhart) aussehe. - Hat er Vollbart geschrieben? Was? Vollbart? - Ja! Ich habe mir einen Vollbart wachsen lassen. Warum? Die Geschichte dazu geht so...
In den USA, wobei ich das nicht sicher bestätigen kann, aber zumindest hier auf dem Campus, wobei ich auch das nicht sicher sagen kann, gibt es die jährlich stattfindende Tradition, sich über den gesamten November nicht zu rasieren. Deshalb auch der Name „No Shaving November“. In dieser Zeit lässt man sich einen Weihnachtsbart wachsen. Es scheint etwas typisch-amerikanisches zu sein, also musste ich es einfach mitmachen. Um die Wahrheit zu sagen, ich habe schon 2 Wochen vor November mit dem „No-Shaving-November“ begonnen, um einen kleinen Vorsprung zu haben, da mein Bartwuchs noch etwas langsam voran geht. Leider kann mir keinen echten Vollbart wachsen lassen, da in der Zone zwischen meinem Mund und meinem Kinn nichts wächst.Trotzdem, Tradition ist Tradition. Wenn ich so drüber nachdenke, dann ist der „No-Shaving-November“ eher eine Sache unter uns Ski Team Buddies.fehlt
Nun will ich mal den Umstand erörtern, warum sich mein Red Bull Konsum vervielfacht hat und ich Arnold Schwarzenegger verehre seit dem ich in den USA bin. Eigentlich bin ich kein großer Red Bull Trinker und Arnold Schwarzenegger mag ich auch eher nur in seinen Filmen. Doch warum hängen nun im Apartment 2 Poster von Arnold Schwarzenegger in seinen Jahren als Bodybuilder und warum stehen vier Steign Red Bull in meinem Zimmer. Ich glaube es hat damit zu tun, weil diese beiden Objekte mich mit den Amerikanern verbindet. Etwas gemeinsam haben, etwas was beide Seiten kennen. Vielleicht ist es auch einfach der Versuch dem Heimweh zu entkommen, indem ich ein Stück „Österreich“ in meinen Händen halten und trinken kann. Ein Stück Heimat. Etwas auf das ich stolz sein kann (Red Bull hält 70% Marktanteil des weltweiten Energy Drink Marktes; 85% in Österreich), etwas womit ich mich identifizieren kann (Arnold begann als kleiner Mann in Österreich und wurde groß in Amerika). Vielleicht auch einfach nur deshalb, weil diese Dinge meine Identität, meine Nationalität, meine Herkunft für Außenstehende unterstreichen. Beide Dinge starteten in Österreich und gelangen im Laufe der Zeit zur Weltberühmtheit. The American way of life. Gettin' big in America. Etwas worauf ich als Österreicher ohne Gewissensbisse stolz sein kann. Erst nach einem längeren Aufenthalt „in einem unbekannten Land - tamm-da-damm, tamm-da-damm, damm - vor gar nicht all zu langer Zeit ….“. Ich kann mir jetzt nicht erklären, wie ich auf die Biene Maja gekommen bin. Es ist gerade 5 Uhr morgens, was hier meine Konzentration etwas schwächt. Anyway. Nach einem längeren Aufenthalt in einem fremdem Land wird einem erst Bewusst, wie wunderbar die österreichische Kultur ist (Kultur in allen Richtungen, Esskultur, Trinkkultur) und wie warmherzig und einzigartig unsere Brauchtümer sind. Leider drohen diese Kulturgüter durch die heranwachsende, jüngere Generation in Vergessenheit zu geraten. Deshalb werde ich mich nach meiner Rückkehr mehr mit unserer Kultur auseinandersetzen und versuchen Traditionen zu wahren. Denn nicht nur, dass diese Dinge durch Generationen gegangen sind und somit unsere nationale Identität unterstreichen, sie werden auf internationaler Ebene, wie hier in den USA, mit unserem Land assoziiert und wirft ein gutes, liebliches Bild auf Österreich. Das Erste was ich mir zulegen werde, wenn ich zurück in Österreich bin, wird eine Lederhosen sein. Am Halloween Wochenende hatte ich Bobby's Lederhosen getragen. Es fühlte sich so gut und vertraut an, obwohl ich Trachten nie meine Aufmerksamkeit geschenkt habe. Doch in einem fremden Land mit einer fremden Kultur ist es schön etwas vertrautes, traditionelles zu haben, was die eigene Kultur unterstreicht und was einem hilft nicht zu vergessen woher man kommt. Ich vermisse Österreich und bin stolz ein Österreicher zu sein.
Mit einem Paukenschlag änderte sich gestern das Wetter. Tagsüber schien die Sonne und man konnte mit kurzen Ärmeln draußen herumlaufen. Am Abend begann es zu schneien. Der erste richtige Schnee hier in Billings, einige machten eine Schneeballschlacht draußen. Die Temperatur ist sau kalt geworden. In Red Lodge liegt bereits etwas länger der Schnee. Das Ski Ressort dort wird nächste Woche eröffnet, d.h. Das Ski Team wird wahrscheinlich noch vor den Weihnachtsferien zum Trainieren kommen.
Was steht in den nächsten paar Wochen an? Nächsten Donnerstag, am 25. November, ist Thanksgiving, eine Form des Erntedankfestes, was aber stark von den Bräuchen des europäischen Festes abweicht, aber dennoch im Kern eine Gemeinsamkeit hat. Essen, Essen, Essen und noch mehr Essen. ;) Ich werde über dieses verlängerte Wochenende mit Bjorn und Chris zu Cade nach Hause fahren. Er wohnt in Washington, dieser Bundes
staat ist links von Idaho gelegen und Idaho ist links von Montana gelegen. Dies wird eine 10 Stunden fahrt werden, wobei wir in Missoula (ca. 5 Stunden von Billings entfernt) einen Zwischenstopp einlegen werden. Genaugenommen werden wir die Nacht in Missoula verbringen und am nächsten Tag die Fahrt nach Washington fortfahren. In der Nähe von Cade's Haus soll sich ein Ski Ressort befinden. Also werden wir wahrscheinlich dort zum Ski fahren bzw. Snowboarden kommen.
Über die Weihnachtsferien werde ich in das Ski Haus (Shamrock) ziehen und die Tage mit Harald und Diem verbringen. Harald (Schweden) wird ebenfalls nicht nach Hause fliegen. Über Weihnachten selbst hat uns Diem zu sich nach Hause in Utah eingeladen. Bin schon gespannt.
Schöne Grüße aus den windigen USA,
Peter