Dienstag, 2. November 2010

Weekend at D'Jeane's Ranch in Grass Range, MT

Vorletztes Wochenende verbrachte ich auf der Ranch von D'Jeane. Die Ranch ist nördlich von Montana gelegen und trägt den Namen „Finkbeiner Ranch “. Finkbeiner klingt etwas Deutsch, was?, ja, vor über 100 Jahren sind deutsche „Pioniere“ nach Montana gekommen und haben diese Ranch gegründet. Der Nachname dieser Einwanderer war „Finkbeiner“. Im Gegensatz zu der Tradition auf dem Land hier in Österreich, wo ein neuerrichtetes Bauernhaus einen Hausnamen bekommt, wird in Amerika die Ranch nach dem Gründer benannt. Grant-Kohrs Ranch, Finkbeiner Ranch, usw... . D'Jeane erwähnte vor Wochen in der Cafeteria, dass sie an diesem Wochenende nach Hause zu ihrer Familie fährt. Ich war interessiert daran, to see the country side of Montana. Sie lud mich ein sie zu begleiten.

Wir fuhren also am Freitag nachmittags los. Bobby, ein eingefleischter Hunter/Jäger, war mit von der Partie. Die Ranch ist ungefähr um die 80 Meilen von Billings entfernt, wir fuhren etwas mehr als eine Stunde dort hin. Die Nacht war bereits angebrochen als wir ankamen. Die Fahrt auf den typisch-amerikanischen Straßen war wieder mal ein Erlebnis. Endlos geradeaus führende Straßen, auf und ab, die letzten paar Meilen führten uns über Schotterstraßen zu D'Jeane's Ranch. Ihre nächsten Nachbarn sind ungefähr 3 Meilen entfernt. Ein altes Haus begrüßte uns. D'Jeane gab uns eine Führung durch das alte Haus das noch (bis auf die Stromleitungen) im Originalzustand ist, wie vor 100 Jahren. D'Jeane's

Mutter hatte bereits 5 Kisten Bier für uns bereitgestellt, wir kochten noch etwas zu essen und schalteten den Whirlpool im Wintergarten ein. Naja, es war eher eine Art ein am Haus angebautes Glashaus, war also etwas kalt darin. Im Whirlpool dafür angenehm heiß. Wir füllten den Raum mit Musik, tranken Bier und sangen (öster.) Lieder. Unglaublich wie gut das Lied „Ein Prosit, ein Prosit, der Gemütlichkeit.“ ankommt.

Am nächsten Tag, Samstag, standen wir so gegen 9 auf, kochten uns Frühstück und machten uns fertig für die Jagd. Mit D'Jeane's Truck fuhren für dann quer durch ihr Grundstück bis zu einem Waldstück. Wenn in den USA jagen gegangen wird, dann meistens in einem Rudel voller Jäger. Alle tragen Camouflage Klamotten (Camouflage ist die Bezeichnung der Tarnfarbe auf Kleidungsstücken), um in der Umgebung des Waldes unsichtbar zu werden, und zusätzlich zumindest ein neon-oranges Kleidungsstück, sei es ein Kapperl, eine Weste oder ein Pullover, um sich nicht gegenseitig (versehentlich) zu erlegen. Ich, Bobby, D'Jeane, D'Jeane's kleiner Halbbruder Grant mit einem Pfeil und Bogen und D'Jeane's kleine Halbschwester Gwen marschierten durch den Wald auf der Suche nach Truthähnen. Ich versuchte als erstes Ziel ein Eichkatzerl zu erlegen. Ich kniete mich nieder, legte das Gewehr an, zielte und traf. Jedoch nur das rechte Bein des Eichkatzerls, was mir sehr leid tat. Dann versuchte Bobby das angeschossene Eichkatzerl entgültig zu erlegen. Wir gingen weiter. Nach stundenlangem, erfolglosem Durchforsten des Waldes nach Truthähnen gaben wir auf und fuhren zurück zum Haus. Ich meine, wir hörten die Truthähne, konnten sie aber nicht sichten. Zu Hause angekommen wartete bereits ein köstliches Mittagessen auf uns, zubereitet von D'Jeane's Mum.

D'Jeane's Mum ist super nett und machte einige peinliche Bemerkungen gegenüber D'Jeane. - M: „D'Jeane, warum hast du keine Mädls mitgebracht, sondern nur Jungs?“ D: … weil das meine Freunde sind ...“ M: „Also keiner von diesen beiden Jungs ist wegen dir hier?“ - Aber auch mir gegenüber. M: „Peter, you are such a good looking boy. You look like a model from New York.“ P: „ (peinliche Stille)“ – Ich war nach dieser Aussage einfach nur sprachlos. Sie war aber insgesamt sehr unterhaltend. Nach dem Essen fuhren wir mit einem sogenannten 4-Wheeler (= großes Quad) auf D'Jeane's Land herum, über Wiesen und Weiden, an Kühen vorbei, der Wind wehend in unseren Haaren. Das Gruppenbild von uns mit komisch flatternd, aussehenden Haaren nahm ich während der Quadfahrt auf. Ich bin auch ein Stück gefahren und es hat höllischen Spaß gemacht und nebenbei erwähnt, die Gegend war wunderbar anzusehen. Uns rannte ein Hund spielend nach, an uns vorbei, vor uns und manchmal ziemlich nahe vor den Vorderreifen des Quads. Ich hatte ziemlichen schiss, diesen Hund nieder zu fahren. D'Jeane meinte aber nur, ich solle den Hund einfach ignorieren und einfach normal weiterfahren. Ihre Familie ist wirklich nett. Ihr Stiefvater Glen, ein etwas schweigsamer Cowboy, Davene, eine typische Mutter, Grant, ihr kleiner Halbbruder und ein ziemlicher Lausbua und Gwen, ihre Halbschwester. Nach der Quadfahrt starteten wir einen zweiten Versuch und gingen jagen, aber dieses Mal sind wir zu einem anderen Waldstück auf ihrem Grundstück gefahren. Wir stoppten mitten auf einer Weide und gingen zu Fuß weiter Richtung Waldstück. Im Wald angekommen, waren wir ganz leise und pirschten durch den gesamten Wald auf der Suche nach Frischfleisch. Diese Tätigkeit erinnerte mich an das Fischen. Jagen ist eine schweigende Tätigkeit, mit Freunden, man braucht Geduld und man ist überglücklich, wenn man etwas fängt/erlegt. Ist auch in einer gewissen Hinsicht entspannend. Man ist in der Wildnis, wird Eins mit der Wildnis, auf der Suche nach Nahrung. Dieses Mal waren wir wieder erfolglos. Kein Wild weit und breit. Wir konnten zwar Truthähne wahrnehmen aber nicht lokalisieren. Wahrscheinlich waren wir durch das Marschieren zu laut und verscheuchten damit das Wild oder die Kühe waren schuld, die uns während der ganzen Jagd beobachteten. Überall standen nämlich schwarze Kühe herum, durcheinander gemischt und über das ganze Land verstreut. Wurden wir etwas laut, starrten plötzlich alle Kühe uns an, gleichzeitig und ungewöhnlich starr. Am späten Nachmittag beschlossen wir aufzugeben und waren bereits auf dem Weg nach Hause, als Bobby plötzlich während der Heimfahrt ein Reh entdeckte. Wir hielten am Straßenrand, Bobby stieg aus, legte das Gewehr an und erlegte das Reh mit einem Langstreckenschuss (long-distance shot). Das Reh rannte noch ein paar Meter bevor es zusammenbrach. Beim erlegten Tier angekommen, begann Bobby so gleich das Reh aufzuschlitzen, um die Innereien zu entfernen. Die Prozedur war ziemlich interessant zu beobachten, wie sorgfältig Bobby das Fell vom Bauch entfernte und dann die Innereien entfernte, mit bloßen Händen. Seine Kleidung war voller Blut. Als er fertig war, packten wir das Reh auf die Ladefläche des Trucks und fuhren heim. Daheim angekommen hängten wir das Reh Kopfüber in der Garage auf. Ich half dann Bobby noch das Fell vom Reh zu ziehen. Bobby machte dann noch einige Schnitte in das Fleisch, so dass das Fleisch des Rehs über Nacht besser auskühlen konnte. Das war vielleicht eine Erfahrung. Wir gingen danach hinein, duschten und machten uns ein Abendessen. Diesen Jagderfolg mussten wir natürlich ausgiebig feiern. Dafür sprangen wir wieder in den Whirlpool, tranken ein paar Bier und sangen Lieder. „Ein Prosit, ein Prosit, der Gemütlichkeit.“ Dieses Lied gaben wir an diesem Abend unzählige Male zum Besten. Nach einer Weile verlegten wir die Feier vom Whirlpool in die Küche. Der Abend war lang und wir hatten sehr viel Spaß.

Am nächsten Tag, am Sonntag, verluden wir das Reh auf die Ladefläche des Trucks und brachen

die Heimfahrt an. D'Jeane ist im Besitz eines riesengroßen Trucks, Marke Dodge, was bei uns in Europa wohl eher als Monster-Truck durchgehen würde. Ich wollte mir die Gelegenheit nicht nehmen lassen und fragte, ob ich nicht am Steuer sitzen könnte. Beide, Bobby und D'Jeane, waren vom Vorabend noch ziemlich müde und geschafft, ich fühlte mich pudelwohl und durfte mit diesem Kalliber die Heimfahrt durch die Prärie Montana's antreten. Dabei fühlte ich mich wie ein Amerikaner, fehlten nur noch Cowboyschuhe und ein Cowboyhut.




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