Montag, 16. August 2010

Begrüßungsprotokoll

Die Amerikaner sind sehr hilfsbereit und lassen sich gerne auf ein Gespräch ein, wenn man sie anspricht. Jedoch ist es als Ausländer, gerade am Anfang und ohne englischer Muttersprache, verdammt schwer mit den Amis zu reden, weil man einfach nur dahinstammelt und sich selbst denkt, was die Amis wohl denken müssen, was einem zu schaffen macht. Anyway.

Im Gegensatz dazu ist es mit meinen Austauschkollegen um Welten einfacher zu reden, da wir alle im selben Boot sitzen und wir untereinander beim „langsamen“ Gespräch geduldig zu hören. Laura bessert uns aus, wenn wir grammatikalische Schlimmstfehler machen . Laura(Irland) beherrscht als Irin natürlich die englische Sprache von Haus aus, was für mich und Anton(Schweden) nicht zutrifft. Deshalb schweifen wir beim Gespräch über komplexe Themen immer wieder ab zu den simpelsten Dinge, über die ein Amerikaner nicht mal im Traum reden würde und eigentlich kein Mensch im Alltag drüber nachdenkt. Meistens reden wir über Wörter, Begriffe und die Unterschiede zwischen unseren Sprachen(Irisches Englisch, Ösi-Deutsch, Schwedisch und Amerikanisch). Ein Ami würde wohl den Kopf schütteln, wenn er uns bei unseren Gesprächsthemen hören könnte, was das Ganze wiederum um ein Hauseck spaßiger macht. :D Zum Beispiel diskutierten wir gestern beim Abendessen, welche Begrüßungslaute man gegenüber Amis ausstoßen sollte und wie man sich verhält bzw. was man erwidert, wenn einem ein Amerikaner beim Kreuzen des Weges eine Begrüßung entgegen wirft, OHNE DASS man komisch wirkt. Im Lehrbuch der guten Sitten lernt man zu meist nur gehobene Begrüßungsformeln, wie z.B. (mal auf uns Österreicher wieder spiegelnd) „Guten Abend“, „Guten Tag“, „Grüß Gott“, diese Formeln benutzt hier zu Lande(Österreich) niemand, wenn man nicht grade aus Deutschland kommt. Es sind die umgangssprachlichen Begriffe wie z.B. „Seas“, „Servus“, A:„Wos geht?“ B:„Guat“, „Hawe Dere“ die das tägliche Leben begleiten. Ich war bis zu diesem Gespräch unsicher, was ich sagen soll, wenn ich einen Amerikaner auf dem Weg kreuze. Welche Begrüßung ist angemessen? Was sage ich, wenn ich einem Student begegne, was sage ich zu einer Studentin? Gegenüber einem Studenten „Hey, dude!“ oder doch besser „Hey, man!“ Kann man das auch zu einer Frau sagen? Kann ich einer Studentin mit „Hey, beauty!“ begegnen oder ist das zu gewagt oder unüblich? Was wenn es eine gemischte Gruppe ist? Puh. Viele Amerikaner beginnen den sprachlichen-sich-auf-dem-Weg-kreuzenden Handshake mit „How is it going?“ oder „Hows going?“. Was sagt man drauf? Antwortet man und fragt mit einem „Good! How is it going?“ zurück? Geht sich die Antwort überhaupt noch aus bevor der Grüßer schon 5 Meter weiter gegangen ist? Es muss also eine kurz und knappe Antwort sein. Sind diese Fragen überhaupt als echte Fragen gemeint oder ist des einfach nur ein Ausdruck des Grußes und man muass nix sagen? Puh, da krieg ich echt Kopfweh. Noch dazu kommt, dass es einen Unterschied macht, ob man als Begrüßter sich im Raum befindet oder ob es eine kurze Straßenbegegnung ist.

Hier nun unser erarbeitetes, amerikanisch-umgangssprachliches Begrüßungsprotokoll:

Bei Straßenbegegnung als erster Grüßender:
  • männl. Entgegenkommender: „Hey, man!“, „What's up?“, „How is it going?“
  • weibl. Entgegenkommende: „Hi!“, „How are you?“
  • männl. Gruppe: „Hey, guys!“ (gilt auch für gemischte Gruppe)
  • weibl. Gruppe: „Hey, ladies!“, "Hey, girls!"
Bei Straßenbegegnung als Antwortender:
  • egal wie man begrüßt wird, man kann eine Beliebige von folgenden Antworten wählen: „Hey, man!“, „What's up?“, „Hey!“, „How is it going?“
  • bei Fragen muss man nicht mal antworten, da man bei einer Straßenbegegnung ohne hin nicht genug Zeit dazu hat, bevor der Andere wieder 5Meter weiter ist.
Autoritätsperson:
  • "Hello!"
Im Raum befindend: (z.B. in der Kantine oder im Fitness-Raum)
  • Siehe Straßenbegegnungen mit dem Unterschied, dass man bei einem „How is it going?“- oder „How are you?“-Gruß antwortet und dann die Frage zurückstellt.
  • als Antwort möglich: „Good“, „I'm fine.“
Ich garantiere nicht für die universelle Einsetzbarkeit dieses Protokolls, aber ich werde mich für die nächsten 10 Monate daran halten.

Gestern wollten Anton und Ich vom Campus aus ins Stadtzentrum (Downtown) gehen, um uns gmiatlich ein Bier zu genehmigen. Nach 50 Minuten Gehzeit, einigen Lokalen (die kein Bier anboten), immer dunkler werdender Straßen, immer häufiger, mit laut aufgedrehter Musik, vorbeifahrender Gangmitgliedern, mussten wir einsehen, dass daraus wohl nichts wird, und sind mit einem Pepsi in der Hand wieder zurück gegangen. Gangmitglieder gibt es im Downtown so wie es auch viele Obdachtlose gibt, wobei die Gangs sich vor allem durch ihre bis zum Anschlag aufgedrehte Musik im Auto erkennbar machen. Als bei uns ein solches Kaliver von einem Auto (Cadillac) vorbei fuhr, musste ich sofort ans PerchtenPub denken, wenn wir selbst in der selben Art und Weise durch Haag fahren.

In Billings bekommt man Bier nur in einzelnen Bars, an Tankstellen und in Einkaufszentren, nicht aber in Cafes, Lokalen, Pizzarias oder generell FastFood-Läden. Bier darf ausschließlich NUR in Bars oder zu Hause getrunken werden. Spirituosen bekommt man nur in eigene, verstaatlichten Liquid Stores. Im Vergleich dazu bekommt man in Österreich Bier oder Spirituosen in all den vorherigen, aufgelisteten Orten und dürfen auch dort getrunken werden. In Österreich ist Alkohol überall und zu jedem Anlass und in jedem Verein kein Tabu, anders als hier.

Ein Kulturschock beschreibt die Phase eines Menschen, der sich in einer fremden Kultur für lange Zeit aufhält. In der ersten Phase ist alles aufregend und super toll, man fühlt sich großartig und es gibt 1000 Sachen zu entdecken. Gefolgt wird dieses Hochgefühl von dem eigentlichen Kulturschock, bei dem man in ein tiefes Loch fällt, Heimweh hat und deprimiert ist. Dieser Schockzustand kann nach einigen Wochen in einer fremden Kultur eintreten. Da Sicherheit bei mir immer an erster Stelle steht, habe ich deshalb eine Österreich-Lade zusammengestellt, um diesen Kulturschock vorzubeugen. In dieser Lade befinden sich lauter Artikel, die mich an mein geliebtes zu Hause erinnern und mir beim Verzehr das Gefühl geben, zu Hause zu sein.

Die kommende Woche wird sehr aufregend, denn da kommen alle Freshmen (Erstsemestrige) auf dem College und es wird ein riesen Fest auf dem Campus geben. Von Donnerstag bis Samstag fahren alle Freshmen und wir drei Austauschstudenten auf ein Camp, wo weiter gefeiert wird und ein volles Programm an Aktivitäten wie z.B. Rafting, Hiking, usw. wartet.
Am Samstag Abend schmeißen einige schwedische Austauschstudenten, die ebenfalls wie Anton im SkiTeam des Colleges sind, eine riesen Hausparty. Des wird meine erste Studentenparty in den USA sein. Bin also schon sehr gespannt.

Also dann, schöne Grüße nach Hause.

Peter


2 Kommentare:

  1. Ah danke für die Aufklärung :D
    Ich sehe gerade da fehlt doch was in dieser Österreichlade, schick mir mal deine Adresse bitte ;)

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  2. da fehlt eindeutig bier... a kistn oder 2 ! :D

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