Mittwoch, 1. September 2010

Erste Schulwoche

Also der erste Schultag fing schon mal gut an, denn ich kam in mein Spanisch-Kurs ungefähr 20 Minuten zu spät, weil der Klassenraum für diesen Kurs von der Tech Hall in die Morledge-Kimball Hall verlegt wurde. Es kam mir gleich Spanisch vor als ich ganz alleine in der Klasse am verstaubten Dachboden des Tech Hall's saß und auf die anderen wartete. Zum Glück lief ich Taisha über den Weg, die ich in der Orientierungswoche kennengelernt habe. Sie erkundigte sich für mich in der Eaton Hall, wo mein Kurs hin verlegt wurde und begleitete mich anschließend bis in den Klassenraum hinein. A nettes Mädl. Der Kursleiter ist Michael West, der mich vom Flughafen abgeholt hat und auch mein Academic Advisor ist. Mit mir im Spanisch-Kurs, welcher jeden Tag stattfindet, sind 5 weitere Studenten, also hier handelt es sich um eine wirklich kleine Klasse. Meine drei Informatik-Kurse finden alle in der Tech Hall statt, in kleinen, mit Servern und Computer Sachen angehäuften Räumen, aber dafür mit gemütlichen Lederstühlen. In einem Klassenzimmer befindet sich sogar ein kleiner, durchsichtiger Kühlschrank mit Softdrinks. Einfach 50 Cents in die Dose werfen und eine schöne, kühle Erfrischung in Dosenform greifen, vor dem Unterricht, nach dem Unterricht oder einfach währenddessen. It really doesn't matter. Die Atmosphäre in diesen Kursen ist wirklich sehr gemütlich, ohne Druck, ohne Stress, mit Witzen gewürzt, auch ab und zu einfach mal über andere Sachen abseits von der Computerwelt reden und lachen. Die Informatik Fakultät ist eines der Kleinsten auf diesem College, dementsprechend klein sind auch die Klassen. Im Parallel Processing-Kurs unter der Leitung von Kim S. Smith sind insgesamt 6 Studenten. Kim versucht uns die Thematik des Parallel Processing mit anschaulichen Beispielen näher zu bringen, indem er beispielsweise Doller Scheine durch die Bänke gibt und diese parallel zählen oder Poker Karten sortieren lässt, was ich sehr schätze. Diese Thematik hab ich ebenfalls auf der JKU schon studiert, jedoch wird hier für mich das Programmieren von Parallelen Prozesse von höchster Interesse sein. Der Graphics-Kurs ist wohl mit den wenigsten Studenten belegt. Insgesamt 4 Studenten sind in diesem Kurs unter der Leitung von Andy Wildenberg. Andy ist mehr als 2 Meter groß, hat in Oxford studiert und versucht und schafft es auch die Thematik Computergrafik verständlich rüber zu bringen. Dieser Kurs ist am Interessantesten, da ich hier lässige Methoden und Möglichkeiten zur Darstellung von Grafiken plus aller möglichen Transformationen mit den einfachsten Algorithmen lerne. Hier kann ich sicher vieles an Wissen mitnehmen. Im Computer Networking-Kurs unter der Leitung von Aaron Benner sind etwa um die 8 Studenten, also ebenfalls eher klein Gehalten. Aaron arbeitete bei Apple einige Zeit lang und ist ziemlich lässig drauf. Den Inhalt über alle Layer und ihre Aufgaben des OSI-7-Schichten Modell hab ich zwar auf der JKU schon studiert, hier werden wohl die englischen Fachbegriffe eine Herausforderung. Es ist auch sehr interessant zu sehen auf welcher unterschiedlicher Weise hier uns diese Thematik näher gebracht wird im Vergleich zur JKU. Principle of Marketings ist eine etwas größer Klasse mit ungefähr 20 Studenten, davon viele aus dem Ski Racing Team,

Durch Anton habe ich schon so ziemlich alle aus dem Ski Racing Team des Colleges kennen gelernt. Da sind zwei Franzosen, einige Schweden und ein paar lässige Amerikaner dabei mit denen ich mich sehr gut verstehe. Die haben mich auch darauf Aufmerksam gemacht, dass ich locker, vor allem als skifahrender Österreicher, aus dem Land der Berge, mit Schnee im Blut in das Ski Racing Team kommen kann. Ich habe also beim Ski Coach angefragt und nun bin ich ebenfalls Mitglied des Ski Teams. Es ist eher unwahrscheinlich, dass ich an einem Rennen teilnehmen werde, da nur die 5 Besten der Männer und die 5 Besten der Frauen teilnehmen können. Da kommen also eher die Schweden und der Franzose ins Spiel, die in der Weltrangliste der besten Skifahrer gelistet sind und überhaupt nur aus diesem Grund auf dem College sind. Was mir an der ganzen Sache gefällt ist, dass ich nach Weihnachten mit dem Rest des Ski Team in Red Lodge Ski-fahren trainieren, was mir ja auch Spaß macht, und mich selbst als Ski Fahrer verbessern kann. Das einzige Rennen an dem auch ich teilnehmen werde, ist das Rennen in Red Lodge. Aber ich denke auch das kann ich meistern. Das Ski Team hat auf dem College einen sehr guten Ruf, nicht nur aus sportlicher Sicht, sondern auch auf Grund ihrer legendären Housepartys mit bis zu 100 Gästen. Am Dienstag war das erste Meeting aller Ski Team Mitglieder im Haus des Coaches. Wir fuhren also aufs Land raus, sicher eine Stunde von Billings entfernt. Jerry Wolf hat ein riesiges Anwesen ohne anliegenden Nachbarn und umgeben von großen Hügeln, kurz in einer typisch-amerikanischen Einöde. Bei dem Meeting handelte es sich eigentlich um ein BBQ, wir spielten Billiard, Tischtennis und am Wutzltisch Fußball, lernten in aller Gemütlichkeit seine ganze Familie kennen und hatten Spaß.

Am Freitag bin ich, einige vom Ski Team und andere Studenten nach Red Lodge gefahren. Red Lodge ist eine Stadt in Montana, ungefähr eine Stunde Fahrzeit von Billings entfernt und rühmt sich mit einer wunderschönen Natur samt großartigen Bergen. Dort befinden sich auch einige Ski Ressorts auf denen das Ski Racing Team dann nach Weihnachten (fast) täglich trainieren wird. Neben den Skipisten gibt es hier auch wunderschöne Campgrounds, umgeben von Wald und Bergen, durch woben von wilden Flüssen. Wir waren ca. 15 Leute dort, saßen beim Lagerfeuer und feierten bis in die Nacht hinein. Ich verbrachte die Nacht im Schlafsack unter freiem Himmel und es war Arsch kalt, kann ich euch sagen. Dafür war der Sonnenaufgang über den Bergen ein schöner Anblick, den die anderen verschliefen. Als alle munter wurden fuhren wir in ein Lokal in RedLodge und genossen dort ein typisch-amerikanisches Frühstück, mit Speck und Eiern.






























Am Samstag war dann das BBQ beim Herrn Prof. Kim S. Smith zu Hause im Garten, wo alle Informatiker eingeladen waren. Kim (ja, i bin per du mit ihm, so wie alle anderen Studenten auch) hat ein wirklich schönes Anwesen mit einem riesengroßen Garten. Von den älteren Studienkollegen waren gerade mal zwei da, ansonsten nur (ich schätze mal um die 10) Freshmen (alle um die 17 Jahre alt oder jünger(Hochbegabte). Ich war noch ziemlich k.o. vom Campingtrip, dachte mir aber, dass dies eine gute Gelegenheit wäre alle Informatiker-Kollegen kennen zu lernen, was aber wohl eher ein Schuss nach hinten war. Denn einige von den Studenten standen entweder hauptsächlich alleine in der Gegend herum, den Teller in der linken Hand, den Burger in der rechten Hand oder befanden sich in kleine Gruppierungen und spielten irgendwelche, für einen 22 jährigen, wirklich kindischen Spiele. Ich setzte mir zum Ziel mit allen Anwesenden eine kleine Konversation zu führen, was sehr schwer war, weil ich die Themen „Ich komme aus Österreich.“, „Ich bin auch ein Informatiker“ schon aufgebraucht hatte und ich mit denen nicht unbedingt über Sport, Fortgehen, also für mich alltägliche Themen reden konnte. Also zog ich einen Joker und versuchte mit dem altbekannten Computerspiel „Star Craft“ zu punkten, was wirklich gut zog. Jedoch waren die Gespräche ab „StarCraft II“ schon wieder vorbei. Ich spiele schon seit Jahren keine Computerspiele mehr, was keine gute Voraussetzung ist, um mit den anderen Informatik-Studenten auf einer Welle zu sein. Da ich, wenn ich schon mal in den USA bin, gerne mal eine echte typisch-amerikanische Convention sehen möchte, versuchte ich es auch mit diesem Thema. Eine Convention ist eine Art mehrtägiges Festival, wo z.B. bei einer StarWars Convention alle Fans, als Lieblingsfilmcharakter verkleidet oder unverkleidet, zusammenkommen und „StarWars“ hochpreisen (ich weiß nicht wirklich, was bei einer Convention gemacht wird). Aber ich lernte auch durchaus interessante Kollegen kennen. Einer z.B. war vor dem College bei der Army und auch im Irak im Einsatz. Was ich bei dem ganzen BBQ wirklich schätzte, war dass die Professoren wirklich versuchten eine familiäre Umgebung zu schaffen und auch eine gute Beziehung zu den Studenten aufzubauen. Das nimmt die Angst und erleichtert den Zugang zu den Professoren, mit denen man wirklich über alles reden und scherzen kann, natürlich in der du-Form.

Der 21gste Geburtstag ist hier in den USA ist eine große Sache. Möglicherweise der wichtigste Tag im Leben eines US-Bürgers. Endlich Erwachsen sein, legel Alkohol kaufen dürfen. Die Tradition besagt, dass am Tag vor dem Geburtstag eine Houseparty veranstaltet wird, wo alle Freunde und viele mehr eingeladen sind. Und wenn der Geburtstag auf ein Montag, Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag fällt, spielt keine Rolle. Die Houseparty wird gemacht und für das Geburtstagskind gibt es kein Entkommen und wenn er dorthin gezerrt werden muss. Die Party selbst geht bis Mitternacht, ab Mitternacht wird das Treiben in die nächstbeste Bar verlagert, wo das Geburtstagskind zum ersten Mal mit seiner „richtigen“ ID-Card ein kühles Bier kaufen kann. Des weiteren bekommt das Geburtstagskind von allen Freunden und Gästen auch vom Barkeeper einen Shot (= hochprozentiger Alkohol, serviert im Schnapsglas) spendiert, die er trinken muss.

Das alles laut Erzählungen. Vorgestern (Montag) war Anton's 21ster Geburtstag. Die Houseparty gab es, bis kurz vor Mitternacht, aber Anton wollte, dann nicht mehr in die Stadt gehen, weil er einfach zu viele Hausübungen auf hatte. Wir hatten Verständnis und sind dann ohne ihn in das nächste Pub namens „Peppers“ gefahren. Als kurzen Einschub möchte ich an dieser Stelle erwähnen, dass Alkohol besonders das Bier hier in den USA um Ecken billiger ist, als bei uns in Österreich. Eine Flasche Bier in den Pubs kostet so um die 1,5 Dollar (= 1,2 Euro). Zufällig gab es im Peppers ein Schnäppchen, nämlich für 5 Dollar (= 3,9 Euro) All-You-Can-Drink an Bier bis 2 Uhr morgens. Wir trafen dort zufällig auf andere College Studenten und lernten neue interessante Amis kennen. Alles in Allem war es a gmiatlicher Abend, bis auf die Schlägerei in der ich fast geraten wäre. Ich hatte meine Kamera mit für ein paar Erinnerungsfotos von uns selbst. Ein angetrunkener Ami glaubte ich hätte ihn fotografiert und war ziemlich wütend deswegen. Ich versuche Schlägereien und jeglichen Konflikt zu vermeiden, da dies gerade als Ausländer schlimm enden kann. Mit den Cops hier möchte nichts zu tun haben. Im Endeffekt hat sich dieser Typ bei mir entschuldigt nachdem ein paar andere Amis mir zur Seite standen.

Am nächsten Tag (Dienstag) ging ich mit Anton und ein paar anderen Freunden Sushi essen. Ja, ich hatte rohen Fisch in meinem Mund. War nicht gerade eine Geschmacksexplosion und werde in Zukunft bei eher bei „Fried Chicken“ bleiben. Danach gingen wir in Downtown (Stadt) gemütlich noch ins Hooligan, eine der beliebtesten Bars in Downtown, und tranken gemütlich ein paar Bier.

Das Essen in der Kantine ist wirklich sehr eintönig und hängt mir schon langsam ausn Hals. Es gibt beinahe jeden Tag Fast Food, wie Chickenburger, Hamburger, Borito, Hot Dog, Pommes, Chinese Food. Die Salatbar ist im Vergleich zu den Tagen nach meiner Ankunft ziemlich geschrumpft, dass selbige mit der Obstbar. Nicht dass mir das Essen nicht schmecken würde, jedoch wird es einem schwer gemacht sich gesund zu ernähren.

Auf dem Orientierungs-Camp habe ich zufällig zwei Studenten kennengelernt mit denen ich Deutsch sprechen kann. Hier auf dem College gibt es keine Deutsch-Kurse, wie ich vor der Reise annahm. Umso glücklicher bin ich jetzt, dass ich Christina und John über den Weg gelaufen bin. Christina ist in Deutschland aufgewachsen und studiert seit 2 Jahren auf der RMC. Sie ist mittlerweile in den USA immigriert und hat ihr Deutsch schon fast verlernt, was mir etwas Angst bereitet, da ja 2 Jahre nicht gerade lang ist und selbst fast ein Jahr hier sein werde. Ein weiterer, guter Grund einen Blog wie diesen hier zu betreiben, um den Kontakt zur eigenen Muttersprache nicht zu verlieren und die eigene Identität nicht zu vergessen. John kommt aus Idaho und hat vermutlich in der High School Deutsch gelernt und verbrachte bereits ein Auslandsjahr in der Schweiz. Zufälligerweise ist John ebenfalls ein Informatiker und ich habe mit ihm einen Kurs zusammen. Eine weitere sehr interessante Person ist Juan. Er kommt aus Kolumbien und ist in Miami, FL zu Hause. Seine Muttersprache ist Spanisch, was für mich als Spanisch Anfänger von Vorteil sein könnte. Er hat mir sogar angeboten, wie auch ein paar andere Studenten schon zuvor, die Zeit über Weihnachten bei seiner Familie in Florida zu verbringen. Interessant, interessant. Hab auch schon einige aus dem sonnigen Kalifornien kennengelernt, vielleicht geht da auch was ;)

Hier ist es gerade 22:30 Uhr. Das Wetter spielt in den letzten Tagen verrückt. Mal regnet es, dann plötzlich wieder Sonne. Ich muss jetzt noch Spanisch lernen, damit i morgen im Unterrecht net nur Spanisch versteh, sondern auch Spanisch reden kann. Eindeutig, Zweideutig.

Kommender Montag ist hier in den USA „Laborday“, was bedeutet, dass kein Unterricht stattfindet. Also ein verlängertes Wochenende. Ich habe noch keine Pläne, aber mal sehen was kommt.


Schöne Grüße aus Übersee
Peter Frech

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